Einführung in Yoga und die Philosophie des 8-stufigen Pfads nach Patanjali
Yoga ist eine altindische Lebensphilosophie und bedeutet Verbindung von Körper, Geist und Seele.
Warum praktizieren wir Yoga?
- um einen Ausgleich zu den hohen Anforderungen des Alltags zu schaffen
- um bei sich selbst anzukommen und durch tägliche Selbstwahrnehmung und Beobachtung von Körper, Atem und Geist ein tiefes Körpergefühl zu erlangen
- zur Gesunderhaltung und als therapeutischer Weg zur Heilung von Körper, Geist und Seele
- um den Geist zu beruhigen und innere Stille zu erfahren
- Yoga ist ein Weg zur Klarheit und Wahrheit; selbstlose Liebe unterstützt uns auf dem Weg zur Einheit
Yogawege
Hatha-Yoga ist nur einer der verschiedenen Yoga-Wege und der im Westen bekannteste. Hierbei wird das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt.
Weitere Yogawege sind:
Kundalini-Yoga – Yoga der Energie (Energiezentren – Chakren)
Raja-Yoga – Yoga des mentalen Trainings, der Affirmation und Visualisierung
Jnana-Yoga – Yoga des Wissens
Bhakti-Yoga – Yoga der Hingabe und Liebe
Karma-Yoga – Yoga der selbstlosen Tat
Yogastile
Asthtanga (Sri Pattabhi Jois)
Dynamisch und kraftvolles Yoga; mehrere feste Serien mit Vinyasas, die die einzelnen Asanas verbinden
Iyengar (B.K.S Iyengar)
Die Ausrichtung der Asanas ist sehr wichtig; Asanas werden mit Hilfsmitteln unterstützt, z. B. Blocks, Kissen und Gurte
Sivananda (Swami Sivananda)
Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung, Ernährung, Selbstreflektion und Meditation sind Teil dieses holistischen Yogastils
Vinyasa Flow
Bewegung verbindet die einzelnen Asanas; dynamischer Fluss
Anusara Yoga
Vereint mehrere klassische Yogastile, unter anderem tantrische Philosophie und spezifische Ausrichtungsprinzipien
Yin Yoga
Asanas werden länger gehalten um tiefere Gewebsschichten zu erreichen; beeinflusst von der chinesischen Meridian-Lehre
Power Yoga
Intensiver, durch längeres Halten der Yogapositionen geprägter Yogastil, um den Körper zu stärken; populär in Fitness-Studios
Bikram Yoga (Bikram Choudhury)
Wird in einem geheizten Raum (38°) vor einem Spiegel praktiziert, feste Sequenz von Positionen
Jivamukti(Sharon Gannon u. David Life)
Dynamischer Yogastil mit Musik, die den Bewegungsfluss begleitet
AcroYoga
Akrobatischer Stil, der zu zweit praktiziert wird
Restorative Yoga
Die Asanas werden mehrere Minuten lang passiv ausgeführt, mit Blocks, Gurten und Polstern
Yoga ist ein spiritueller Pfad und beinhaltet
- Lebensgewohnheiten
- Meditation
- Selbstreflektion und Selbsterkenntnis
- Gesundheitsbewusste Ernährung
- Philosophie (z. B. alte indische Texte wie die „Yoga Sutras“ von Patanjali – die 8 Stufen des Yoga – oder die „Bhagavad Gita“)
- Ayurveda (die „Wissenschaft des Lebens“)
- Om wird als Urklang des Universums angesehen, bestehend aus den drei Buchstaben A-U-M aus der Sanskrit Sprache (alt-indische Kunstsprache, in der alle religiösen und philosophischen Schriften des Hinduismus verfasst wurden)
- Namaste „Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir und ich weiß, dass wir somit eins sind.“
Der 8-stufige Pfad nach Patanjali
„Yoga Sutra“ – ein Text (geschrieben von Patanjali vermutlich im 1. Jhdt. v. Chr.), der 196 Sanskrit-Verse beinhaltet, die als eine Essenz des spirituellen Yogaweges gesehen werden
1) Yama
Fünf Verhaltensregeln im Umgang mit unserer Umwelt und anderen Menschen
Ahimsa: Gewaltlosigkeit
Satya: Wahrhaftigkeit
Asteya: Nicht-Stehlen
Brahmacharya: Handeln im Bewusstsein des „Göttlichen“
Aparigraha: Anspruchslosigkeit, nicht mehr zu wollen als nötig oder wichtig ist
2) Niyama
Fünf Verhaltensregeln im Umgang mit uns selbst
Sauca: Reinigung von Körper und Geist
Santosha: Genügsamkeit und Dankbarkeit
Tapas: Disziplin
Svadhyaya: Selbststudium
Ishvara Pranidhana: Hingabe an das „Göttliche”
3) Asana – Körperübungen
Asanas sind Körperübungen und sollen die Gesundheit erhalten bzw. wiederherstellen, den Körper kräftigen und dehnen, sowie seine Widerstandsfähigkeit steigern. Durch Asanas soll der Körper auf die Meditation und das stille Sitzen vorbereitet werden.
4) Pranayama – Atemübungen
Durch Pranayama lernen wir unseren Atem kennen und mit verschiedenen Atemtechniken lassen wir ihn lang und fein werden. Damit bildet Pranayama ein Bindeglied zwischen Körper und Geist. Mit dem Atem können wir das Prana, die Lebensenergie, steigern und lenken.
5) Pratyahara – Der Rückzug der Sinne nach Innen
Pratyahara meint das Besänftigen und den Rückzug der Sinne nach innen, die sonst im Alltag ganz unkontrolliert auf äußere Reize reagieren.
6) Dharana – Konzentration und Ausrichtung des Geistes
Die anhaltende Ausrichtung des Geistes auf einen Punkt im Körper, ein Mantra (Sanskrit Silbe, Wort oder Vers) oder etwas Transzendentales wie die Leere.
7) Dhyana – Meditation
Erfahrung der reinen Beobachtung, bei der das menschliche Ego und seine Gedanken keine Rolle mehr spielen. Der Zustand der Zeitlosigkeit und der kosmischen Verbundenheit wird erfahrbar.
8) Samadhi – Vollkommene Erkenntnis, Einheitserfahrung
Bewusstseinszustand, der über Wachen, Träumen und Tiefschlaf hinausgeht. Das Denken hört auf und die Einheit mit dem Göttlichen wird erlebt.